Christianskirche: Ottensen
Wolf Biermanns Lieder in schwedisch-deutscher Koproduktion
Hamburg -
Man nehme den wohl bekanntesten Liedermacher Deutschlands, einen schwedischen
Kammerchor unter fachkundiger Leitung, füge hinzu einen begnadeten Pianisten und
einen ebensolchen Saxofonisten, mische deutsches und schwedisches Liedgut unter
und lasse das Ganze ein wenig ziehen. Das Ergebnis ist eine berührende Musik -
facettenreich, mal lieblich und zart, mal herb und dunkel, mal kantig und rau.
Wolf Biermann und der Göteborger Kammerchor unter der Leitung von Gunnar
Eriksson konzertierten am Freitagabend in der Christianskirche in Ottensen.
Stefan Forssén begeleitete am Klavier, Gunnar Lindgren am Saxofon. Eine
Mischung, die für den Unwissenden zunächst befremdlich klingen mag. Der Kenner
jedoch weiß längst, dass Biermann die schwedische Chorkultur seit Langem
entdeckt hat und hoch schätzt.
Auf dem rund zweistündigen Programm unter dem Titel "Neue schwedische Lieder"
standen zahlreiche Stücke schwedischer Künstler, die Chorleiter Eriksson für
seine Sänger arrangiert hat, einige Kompositionen von Stefan Forssén und darüber
hinaus diverse Wolf-Biermann-Lieder.
Erikssons Sänger erfüllten das barocke Ambiente der Christianskirche mit den
unterschiedlichsten Klängen; ruhig und besinnlich, aufwogend und intensiv.
Pianist Forssén gestaltete mit gefühlvollen Solopassagen teilweise fließende
Übergänge zwischen einzelnen Stücken. Eine besondere Note verlieh das
eindringliche Saxofonspiel Gunnar Lindgrens.
Herausragend war Wolf Biermann zusammen mit seiner Frau Pamela, die unter
anderem das "Totenlied für Jürgen Fuchs", einen der engsten Freunde Biermanns,
sangen. Seine Familie möge "Schwedenlieder, diese Menschenlieder", sagte
Biermann.
Biermanns Lied "Ermutigung", einst das "Seelenbrot für DDR-Häftlinge", hat es
ins evangelische Kirchengesangbuch geschafft, wie der "lammfromme Atheist" stolz
erzählte.
Zum Abschluss segelte das gut gefüllte Kirchenschiff dann zu den Klängen von "Uppmuntran"
dahin - "du lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit, Nej, låt dig ej
förhårdnai denna hårda tid".
hplcw
erschienen am 22. September 2008