18.01.1999

Jürgen Böttcher-Strawalde während der Laudatio

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Carl-Zuckmayer-Medaille

Jürgen Böttcher-Strawalde:

Laudatio auf Eva-Maria Hagen - zur Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille am 18.01.1999 in Mainz

Es geht um Literatur.

Wäre es da nicht besser und würde größeres Gewicht haben, wenn eine angesehene Kapazität dieses Fachs die Laudatio halten würde statt eines Malers, habe ich Eva-Maria Hagen beschworen. Sie wollte das nicht und nun stehe ich hier.
Bis zuletzt, vorhin noch hab ich daran gearbeitet. Viel zu viel extra dafür gelesen und Zitate herausgeschrieben und mich verrückt gemacht - und jetzt wird mir klar, daß ich all diese Seiten nicht vorlesen kann, daß ich mich verheddert habe. Vor allem wohl auch, weil die Verbundenheit und Vertrautheit mit Eva-Maria und Wolf Biermann so groß ist. Was könnte unsereiner aus der gemeinsamen unendlich reichen und schwierigen Erfahrung von 35 Jahren schon in eine Laudatio pressen? Und kann ich mich mit Goethe herausreden, der im Hinblick auf die Maler verordnete: "Bilde, Künstler, rede nicht!"? Wie etwa der große Name des großen Jubilars hier hin paßt, hat ein jüngerer, aufstrebender amerikanischer Germanist gerade endlich herausgefunden - so wird es in seriösen Fernsehsendungen jedenfalls verkündet: Der geniale Dichterfürst sei in seinem Herzogtum Weimar auch eine Art IM gewesen. Es ist haarsträubend, aber wahrscheinlich wahr.

Mir bleibt jetzt bloß die Methode, mit der man verfährt, wenn man mitunter im Atelier Interessierten aus einer Fülle von Zeichnungen intuitiv einzelne Blätter herausfischt, andere schneller überblättert oder gar nicht erst vorzeigt.

Wie ein altes wesentliches Lied aus der Kindheit hat sich mir in den letzten Tagen ein Gedicht Apollinaires wieder aufgedrängt, das er in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs in Erinnerung an die kostbare, unwiederbringliche Zeit des Friedens niederschrieb: "Es war eine gesegnete Zeit, wir waren am Strande frühmorgens, barfuß und ohne Hut gingen wir. Und schnell wie eine Krötenzunge traf die Liebe die Narren wie die Weisen ins Herz".

In diesen wundersamen Zeilen klingt für mich die Erinnerung an die Frühzeit meiner Begegnung mit Eva-Maria Hagen und Wolf Biermann Mitte der sechziger Jahre auf - und nicht nur, weil auch unsere damaligen Zeiten sehr viel mit mehr oder weniger gesegneten Wochen am Meer zu tun hatten. Erst viel später wußten wir, daß IMs, informelle Mitarbeiter, immer dabei waren.

Apollinaire erinnerte sich im Ersten Weltkrieg an die Zeit davor, wir überlebten den Zweiten Weltkrieg irgendwie - und das verblüffende Bekenntnisbuch "Eva und der Wolf" erzählt im Grunde von der Liebe im "Kalten Krieg". Dieses Werk atmet eine so eigenartige Strahlkraft von Offenheit und Mut. Für manche mag es irritierend wirken in seiner Preisgabe so persönlicher Erfahrungen von authentischen Liebesbriefen und Tagebuchauszügen. Vorhin, bei der Pressekonferenz, fragte eine Journalistin: "Wie konnten Sie das tun, wie haben Sie das übers Herz gebracht, warum haben Sie solche intimen Briefe veröffentlicht?"

Für mich ist das Buch ein großer Liebesroman. Dabei ist es ja offenkundig kein Roman, sondern eine Collage von vibrierender Authentizität, aus unterschiedlichsten heterogenen Elementen gefügt: Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Berichte, Reflexionen, wobei die zitierten makabren Spitzeldokumente eine erschütternde kontrapunktische Ebene liefern. Rückhaltlos, frei, ja unverschämt bekennt, berichtet und verteidigt Eva-Maria Hagen - die Schauspielerin und Sängerin - ihre Liebe gegen eine finstere Staatsmacht. Ihre radikale Offenheit, Zärtlichkeit, das Offenlegen von Verwundungen, Zerreißproben, die das Tödliche streifen, und immer wieder die Kraft und Unvernunft der Liebe, die allen Anfeindungen trotzt. Eva-Maria Hagen war in den sechziger Jahren in der DDR ein Star, für viele ein Idol, und das nicht von ungefähr. Das alles setzte sie für ihre Liebe zu dem "Staatsfeind" Wolf Biermann aufs Spiel. Ach, es wäre so viel zu erzählen, das Analysieren müßte ich ohnehin anderen überlassen. So scheint es mir am besten, wenn ich einige Passagen aus dem Werk zitiere.

Zuerst einen dieser wahnsinnigen Stasiberichte, die wie irre Kapseln in dem Roman, der kein Roman ist, stecken. So was kann kein Schriftsteller erfinden. Daß es hierbei nicht um Wolf geht, der da schon "ausgebürgert" gewesen ist, mehr um Matti Geschonneck, soll nicht irritieren. Also passen Sie auf:
"Information der Abteilung 26 vom 1. 12. 1976.
Gespräche von der Wohnung Jurek Becker. Nina Hagen teilt dem Jurek Becker mit, daß sie mit der Tine und Eva mit dem Auto bei "Schilkin" steht und sie wissen nicht, wie sie zu Jurek kommen. Jurek versprach, daß er sie abholen kommt. 20.06 Uhr: Eva-Maria Hagen unterhielt sich mit dem Matti in Moskau. Matti erzählt, daß er heut 4 Stunden dort war (...)
Im Mittelpunkt stand seine Haltung als junger Genosse. Am Dienstag findet eine Besprechung statt, Matti nimmt an, daß er dann gefeuert wird. Bis vor wenigen Minuten war eine Parteigruppenversammlung und da haben sich alle dafür ausgesprochen (daß er gefeuert wird). Er war als Einzigster dagegen. Matti gab dann zu verstehen, daß man ihm heute gesagt hat, daß er nicht haltbar ist, wenn er als junger Regisseur ein Verfechter der Ideologie sein will und werde und jetzt die Linie der Partei nicht vertreten wird. Heute wurde von dem Parteisekretär ganz klar gesagt, daß sie es nicht dulden können, daß ein junger Regisseur gegen die Linie der Partei verstößt. Eva ist erschüttert (das sagt der Stasi, das muß man sich mal vorstellen). Gestern versuchte sie, Herrn Scheumann zu sprechen, das war nicht möglich. Eva gab zu verstehen, daß das alles finster ist. Dem kann Matti nur zustimmen (sagt der Stasi) und er bezeichnet es als großes Totenfinale. Seine Erfolge beim Institut helfen ihm in dieser Sache gar nicht. Eva wollte wissen, ob Matti nicht eine Formulierung finden kann, die akzeptiert wird. Matti verneint das, denn die Frage ist konkret gestellt. Als junger Genosse muß er eine klare Haltung haben. Die hat er nicht, weil Biermann sein Freund ist. Er kann daraufhin keine Erklärung geben. Wenn er es täte, würde seine Arbeit als Regisseur darunter leiden, besonders sein Gewissen. Er würde sich dann das Leben nehmen oder Alkoholiker werden. Eva betonte, daß er das den Leuten sagen soll. In der heutigen Besprechung der Parteigruppe hat man ihm gesagt, daß er bedenken soll, was auf dem Spiel steht, er soll an seine Zukunft denken. Matti hat ihnen entgegnet (sagt der Stasi), daß er das besser sieht als alle zusammen, aber er kann es nicht. Wenn dann am Schluß die Frage steht, ob er für oder gegen die Partei ist, kann er diese blöde Frage nicht beantworten. Er ist für die Partei und die DDR, aber er kann sich nicht gegen seinen Freund entscheiden. Eva warf ein, daß sie doch auch alle für die DDR sind. Matti versicherte dann, daß er die Eva sehr lieb hat. Wenn sie ihn feuern, werden sie schon was finden. Eva hört das gern und sie hat ihn auch lieb." – Eva hört das gern und hat ihn auch lieb - berichtet also der Stasi-Spitzel seinem Oberen.

Eine andere Stelle, etwas Lustiges, vom Wolf:
"Eva, meine Sehnsucht, es ist gleich zwei Uhr in der Nacht. Jürgen war noch da, der Arme (das bin ich)! Weil der Zahnarzt eine tiefliegende Zahnwurzel nicht fassen konnte, mußte er Jürgen den Kiefer aufmeißeln; das arme Schwein (Jürgen!) hatte letzte Nacht solche Schmerzen, daß er eine angebrochene Weinbrandverschnittpulle, in der schon fünf Fliegen den süßen Schnapstod, den feuchten Seemannstod gefunden hatten, auf einen Zug aussoff (Fliegen vorher entfernt) dazu etliche Bier. 5 Minuten später (n.b.! 5 Fliegen!) mußte der Arme sich erbrechen, lag besoffen im Erbrochenen.
Mein Gott, wie Du mir fehlst - meine Göttin, meine Menschin. Das ist doch kein Leben! Mir graut schon vor meiner Seifenkiste in die ich mein weiches Fleisch schlafen legen muß. Sobald Du zurück bist, wollen wir dieses verfluchte Bett renovieren, es ist ja auch schon wesentlich weicher, wenn Du drin liegst."

Eva: Tagebuch 1. 8. 71:
"Ich habe Einstellungen im Kasten, dagegen sind Fellinis Filme fade: An einem spiegelglatten See. Ausflugshotel, Jahrhundertwendestil, runtergekommen durch derzeitige Banausen, Betriebsfest, feingemachte Gäste, schmerzhaft der Sonnenuntergang. Bootsanlegestelle. Cocktailkleider wie Blumen: Tulpen, Nelken, Pfingstrosen, Akelei. Ich erledige die Singerei. Man ist angetan. Alles verläuft kultiviert. Um 21 Uhr fährt mich ein KGD-Auto paar Dörfer weiter zum nächsten Einsatz. Da ist das Fest seit mittags schon im Gange. Prämien für LPG-Mitglieder, Auszeichnungen, Freibier, Schlachteplatte: ein Dorfgasthaus voller Engel und Teufel. Vorm Eingang ein Dutzend Mannsvolk sein Wasser abschlagend. Alle sturzbetrunken. Aber sie beten mich an, fallen auf die Knie, auf'n Bauch, lallen: Eva-Maria - als der Kulturzuständige mich ankündigt.
Ich pack die Gitarre aus, steig auf'n Tisch mitten im Saal, rufe mit Sirenenstimme: wenn ihr mucksmäuschenstill seid, sing ich Euch paar Sauf- & Liebeslieder.
Ein Aufschrei der Begeisterung, dann Totenstille. Einigen, denen noch ein Lallen entschlüpft, haut man derb auf die Nase. So viele strahlende Gesichter, glänzende Augen, orgastische Schreie, Auf'n-Rücken-Fallen, strampeln mit den Beinen, hemmungslose Lebenslust, den Applaus vergesse ich nie. - Dann am Tisch der gestandenen Frauen. Sie umwerben mich, machen mir Liebeserklärungen, ich behandle sie wie Freundinnen aus der Kindheit; es ist eine urhafte Begegnung für alle.
Nur der Bürgermeister kotzt plötzlich übern Tresen ins Gläserspülbecken und wischt mit dem Ärmel die unverdauten Fleischbrocken und Saubohnen beiseite. (Entschuldigen Sie, es ist ja nicht von mir.) Einsteigen ins Auto.

Zurück zur Idylle, dem Gasthaus am See. Dort hat sich die Szenerie total verändert. Am Eingang der Terrasse hängt ein Mann über der Brüstung, röhrt wie ein Hirsch, erbricht Blut, brüllt monoton: ich sterbe! daß es weit über den See hallt und das Wild lauschend verharrt. Eine Frau, unbeweglich, Statue, mit in die Ferne gerichtetem Blick, hält ihrem Helden den Kopf. In der Eingangshalle torkeln hilflose Personen über Blutlachen. Ich halte Ausschau nach Nüchternen, aber alle haben glasige Blicke, scheren sich nicht um den Mann mit der roten Hemdbrust: Ich rufe: Gibts einen Arzt hier. Ein Notfall. Keiner begreift was. Als wär es eine Irrenanstalt. Endlich bringe ich einen "Zuständigen" dazu, den Rettungsdienst anzurufen."

Jetzt eine ganz andere Sache, wie die Eva zuletzt mit Nina zu besonderen Persönlichkeiten der DDR-Kultur gegangen ist, um sie dazu zu bringen, daß sie die Unterschrift setzen gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann, und was sie dabei erlebte:

"Dann dieser Kant, Hermann. Ein besonders pfiffiges Kerlchen. Wie der das hindoktert, macht ihm so schnell keiner nach. Solche Typen wittern sofort, wie der Hase läuft und gesellen sich zu den Treibern. Schon bei dem "Aula"-Roman damals und in seinem Abbild Robert Iswall hat es gestunken nach kaltschmierigem Schwitzfett durch alle artistischen Klimmzüge und scheinbaren Direktheiten hindurch. Und gerade der! reißt sich den Brecht untern Nagel, die ranzige Nuß, ernennt ihn, anbiedernd und großkotzig zugleich, zu einem von "unserer Zunft" - spricht er da "majestätisch" von sich im Plural oder stellvertretend für die Gilde der Schreiberlinge seiner Sorte? - und läßt ihn mit folgendem Zitat gegen Dich Beweis antreten:
"Mein Athi im Gefangenenlager hat einen Fisch und Butter nicht genommen, weil ich's bei der Gutsherrin gebettelt hab und er nimmt nichts von denen".

Jeder mißversteht so gut er kann. Die Nazis sollen den Landsern Hölderlin in' Tornister gesteckt haben als Durchhaltestoff.
Mir haben die Zensierer der Bezirks-KDG's Brecht aus dem Programm getrichen zu Zeiten des Einmarschs der Truppen in Prag, weil es da heißt: "Es wechseln die Zeiten - die riesigen Pläne der Mächtigen kommen am Ende zum Halt". Ich sollte denen das Lied "An alle die verzagen wollen" als Flugblatt zusenden, aber dann hätte ich wohl selber bald die Gelegenheit, es "Im Gefängnis zu singen".
Auch Gisela May haben wir heimgesucht, sie wohnt gleich um die Ecke, versteckt im Grünen (die große Brecht-Sängerin, mit großen Verdiensten, wirklich), mitten im Zentrum. Sie hat uns mit wachen Augen angehört. Nina erklärte schlicht, daß, wenn Du nicht zurückgelassen wirst, sie "in diesem Staat auch nicht mehr leben will." Allein diesen Satz aussprechen war wie eine Todsünde begehen. Wir waren deshalb einen Moment alle steif und stumm über den ketzerischen Mut. Diseuse May meinte nach kurzer Überlegungspause, sie müsse das mit ihrer Parteigruppe besprechen, vorher wolle sie sich nicht äußern" (wer weiß, was die Parteigruppe gemeint hat).

- Eva erzählte mir gestern Abend hier im schönen Mainz:
"Vor ein paar Jahren, also nach der sogenannten Wende, traf ich sie dann zufällig wieder (die große May) in Mainz.
"Ist das nicht schrecklich, Eva-Maria", sagte sie. "Man weiß ja heute gar nicht mehr, was man überhaupt singen soll."
- "Wieso", hab ich geantwortet, "ich hab einen ganzen Sack voll Lieder, ich kann Ihnen gern welche abgeben."

- Um nur wenigstens einen, mir besonders wesentlichen Gedanken im Hinblick auf Eva-Maria Hagens beeindruckendes Buch irgendwie zu packen, muß ein Vergleich aus der Erfahrung des Malers herhalten.
Also, es gibt wunderbare Bilder "in Öl", die sind in der so genannten Primamanier gemalt, das heißt, die Farben sind dünn oder auch pastoser, aber in einem Malprozeß, mehr oder weniger aus einem Guß aufgetragen worden. Dann gib es aber Malerei der vergleichsweise tieferen Schichten, die aus mehreren Unter- und Übermalungen erst herauswächst, aus Umwegen oft und Kämpfen gewissermaßen. Dann leben die Farben und Formen merkwürdig reich und durchdringen einander mit besonderer Intensität, und aus den glühenden, oft schorfigen Dunkelheiten, Schwärzen leuchten die sich herausschälenden hellen, farbigen Zonen um so mehr - wie zauberische Blumen aus Schlackenerde wachsen.
In Werken dieser Art, wenn sie meisterhaft sind, wirkt eben auch besonders das Stoffliche, Sinnhafte - und es gibt meistens härtere Brüche, narbengleich größere Gegensätze von rauhem, brutalem Alltagsgeröll sozusagen und Feinstofflichem, ja Rätselhaftem, alles auf einer Fläche. Und noch entschiedener, wenn collagierte Elemente, Fundstücke und so weiter eingefügt sind.

Evas leidenschaftliches, bekennendes literarisches Montagewerk scheint mir eben in diesem Sinn besonders und einmalig. Die gegensätzlichsten Ebenen durchdringen einander, fügen sich aber zu einem erregenden, faszinierenden organischen Ganzen. Genaue, drastische, entlarvende Beobachtung des vertrackten DDR-Alltags, rührende Liebesbeschwörungen und die Nöte und Ängste und Wut der Liebenden, Ausflüge ins Poetische - und nicht nur vom Dichter Wolf - und das alles eingekeilt und arg verfremdet vom IM-Kommentar der Spitzelberichte. Welche irre Welt, konzentriert in diesem Buch. Es ist ein aussergewöhnlich persönliches Dokument des mutigen Widerstands, der Verteidigung der Liebe.

Aber natürlich wollte ich, als ich von den tieferen Schichten, Übermalungen auf dunklem Grund sprach, letztlich auf Umfassenderes hinaus.
Eva-Maria Hagen hat als Neunjährige gegen Ende des Krieges und auf der Flucht erlebt, wie nur wenige Jahre Ältere noch mit Panzerfäusten gegen die heranrückenden Soldaten der "Roten Armee" kämpfen und sterben mussten. Das erzählte sie kürzlich einer Reporterin, und wie sie damals einen kleinen Beutel mit Geldstückchen, den sie als einzige Kostbarkeit mitnehmen wollte, umklammerte, denn sie mussten ja fort, irgendwohin in westliche Richtung. Und vor allem sie wußte, ihr war es unerbittlich bewußt, daß jetzt bald, wenn die Russen kommmen, allen Kindern die Zungen an den Tisch genagelt würden.
- Und wie hat sie sich durchschlagen müssen, behaupten - auch später, als sie noch weiter westlich vertrieben wurde. Das Kind von Landarbeitern aus Hinterpommern, ohne Vater aufgewachsen, nach Mecklenburg verschlagen durch diesen ungeheuerlichen Krieg, gelernte Maschinenschlosserin, Sängerin, Malerin und auch Autorin.
Welche unbändige Erlebniskraft und außergewöhnliche Fähigkeit, alles so intensiv zu erfahren und zu verarbeiten, nicht zu verdrängen - und zu übersetzen, umzuwandeln in die Musik ihrer Lieder, die Farben ihrer Bilder und in ihre leidenschaftlichen Erzählungen!

- Das meinte ich mit: und aus den glühenden, oft schorfigen Schwärzen leuchten die sich herausschälenden hellen, farbigen Zonen um so mehr - wie zauberische Blumen aus Schlackenerde wachsen.

Eva-Maria Hagen - zur Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille


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